Pilla erinnert sich: Wiedergründung nach dem Krieg

Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.

Nachdem sich der „Pulverdampf" und die ihn verursachende NS-Ideologie verzogen hatte, war unser Resumee was unseren geliebten Luftsport anging niederschmetternd. Fast die Hälfte der Vereinsjugend war gefallen, zwei Beinamputierte und andere, durch Verwundungen fluguntauglich gewordene Freunde, das weitere Ergebnis. Die Segelflugzeuge in der Wellblechhalle auf der Kuschert von Fremdarbeitern, Polen und Russen zerschlagen, sie wurde von den Bauern als Scheune genutzt. Das Segelfliegen ja, selbst die Gründung von Lufsportvereinen wurde verboten. Der zaghafte Versuch, unser selbst erbautes Heim auf der Kuschert per Gerichtsbeschluß als Vereinsbesitz zu retten scheiterte noch vor der ersten Instanz. Sieben Jahre sah es so „endzeitlich“ aus. Bis 1951 auf einmal die Gründung von Luftsportvereinen ja, sogar das Segelfliegen wieder erlaubt wurden. Beim Besuch der ersten Flugtage – beispielsweise in den Borkenbergen – staunten wir darüber, wieviel Segelflugzeuge und Winden in Scheunen und stillgelegten Fabriken offenbar versteckt das Verbot überlebt hatten. Unser Ehrgeiz, es denen nachzutun war geweckt. Bei der Wiedergründung unseres Vereins unter dem aus Trümmern des Echterdinger Zeppelinunglücks angefertigten Leuchters, im Hotel zur Post, war der alte Commerzienrat Alfred Colsmann, ehemaligen Chef der Zeppelin-AG in Friedrichshafen unser Ehrengast. Wir hätten starten können – allein, es fehlte uns das Geld.

Pilla erinnert sich: Wie ich Willi Rentrop kennenlernte

Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an unsere Vereinsgeschichte.

Erinnerungen an Willi Rentrop:
So lernte ich 1936 Willi Rentrop neben der alten Kuschert Halle kennen:  
Er stand vor einer Fliege – das war ein Zögling-Typ aber mit einem Metall-Gitterrumpf. Willi stand vor dem sichtlich lädierten Flugzeug und hielt seinen Daumen - sozusagen als Peilstab – in Augenhöhe. Der Rumpf war etwas umgeknickt. Zwei Jungen hielten den Rumpf vor der Knickstelle fest und einer schlug mit einem schweren Vorschlaghammer auf Anweisug von Willi „gib ihm noch zwei drei Schlag„ gegen denumgeknickten Teil des Rumpfs. Krummgeflogen hatte Willi die Fliege selbst, es habe ihm ein Busch im Weg gestanden in dem die Fliege etwas heftig „niedergekommen sei“ berichtete er.

Bei unserer Gleitfliegerei in 5 – 7 m Höhe keine Seltenheit. Es handelte sich also um eine „Willi-übliche“ Reparatur a la Rentrop, der Flieger flog noch am gleichen Tag wieder. Willi hatte es nicht so sehr mit der Geistlichkeit. Als wir ein Fliegerlager bei Hünsborn im tiefschwarzen Kreis Olpe veranstalteten kam ihm zu Ohren, dass Hochwürden von der Kanzel her vor dem Besuch des Flugplatzes abgeraten hatte, er selbst wolle erst einmal dort feststellen, was denn das für Leute da seien. Am Tag darauf tönte Willi vor den Jungs des Leherganges: Ich habe nichts gegen Kirchgänger, aber ihr geht mir nicht eher in den „Tempel“ in Hünsborn, bis ich dort einmal festgestellt habe, was das für Leute sind die den da betreiben.

Willi war berühmt dafür ein Typ von echtem  „Schrot und(Doppel)-Korn" zu sein. Eines Abends hatte er dem Korn wohl zu sehr zugesprochen so dass er zum Abendesssen eingeladen, mit seinen dritten Zähnen Probleme mit dem Schnitzel bekam. Als alle Kau-Bemühungen nichts fruchteten griff er sich in den Rachen, riß die „Beißerchen“ raus, knallte die auf den Teller und brüllte „Da, freßt doch alleine!“

Pilla erinnert sich: Wir werden über Nacht zum NSFK

Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte

"Wie bist Du den kostümiert?" oder so ähnlich haben wir Hans Fröhlich, unseren Fluglehrter gefragt, als wir ihn 1937 an einem Frühlingsmorgen in einer NSFK-Uniform erblicken. Eigentlich, eine SA-Uniform, nur in Fliegerblau. Hermann Göring hatte sein Versprechen dies nicht zu tun gebrochen und uns – in Vereinen organisierten DLV-Luftsportler „gleichgeschaltet“, wie das damals hieß.
Ab sofort waren wir der „Sturm“ 2/58 in der NSFK-Standarte 58 in Siegen, der wir Flieger-Hitlerjugen was die fliegerische Ausbildung anging unterstanden. Ab sofort wurde alles größer, zentralistischer und ideologischer.

Auch die Flugtage  wurden „gigantomanischer“ wie der 1938 auf dem Flugplatz Deilinghofen, auf dem fast alle Vereine des heutigen Märkischen Kreises zusammengefaßt Segelflug betrieben.
Kaum zu glauben, aber es kamen mit Sonderzügen und Autobussen insgesamt 20 000 Besucher. Am Start der Deutsche Kunstflugmeister Ernst Falderbaum, Fallschirmspringer die zum Entsetzen ihren Fallschirm abwarfen um kurz darauf einen zweiten zu ziehen. Paul Kardinal sprang mit dem Fallschirmm aus dem Segelflug-Doppelsitzer Kranich. Ein „Motorsegler“ das Motor-Baby machte einen Fehlstart d.h. Es war so schwer, dass ihm die 800 m Startbahnn nicht ausreichte oder der eingebaute BMW-Motorradmotor zu schwer war. Sogar eine zweimotorige Focke-Wulff-Weihe landete neben Nahaufklärern der Luftwaffe.

Überhaupt, der Trend ging in Richtung Aufrüstung, nur an einen Krieg dachte trotzdem kaum jemand.
Nur 15 Monate später mußten wir Flieger-HJ-Flugschüler eines Fortgeschrittenen-Lehrganges unsere Sachen in unserer Unterkunft in Aprike packen und heimreisen. Es würde Krieg geben und ein Jagdgeschwader – das niemals dort gelandet ist - würede den Platz ab sofort benötigen, hieß es. Der Krieg beendete auch unsere so unbeschwerte Jugendzeit als Segelflieger. Mehr als 50% unseres damaligen Lehrganges sind im Krieg als Flieger gefallen.

Pilla erinnert sich: Flugtage beginnen mit einem Betrug

Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte

 

Es hat auch schon vor den von uns veranstalteten Flugtagen solche Ereignisse in inserem Raum gegeben. Da „notlandete“ - angeblich – in den späten 20er Jahren irgendein Abenteuerer unweit des Neuenrader Bahnhofs auf der damals noch völlig gebäudefreien Wiese. Für die heimischen „Käseblättchen“ natürlich ein Ereignis und den „Blatt'lschreiber“ ließ der „tollkühne Pilot“ wissen, dass man hier einen Flugtag veranstalten würde. Ein Datum nannte er auch schon und Karten gab es im Vorverkauf. Nach dreitägiger Reparatur an dem notgelandeten Flugzeug startete der Gauner mit dem Geld aus dem Karten-Vorverkauf und den Zeitungen blieb nur noch übrig, in ihren Zeilen auf diese Betrüger zu schimpfen. So gesehen begann die Flugtagserie mit einem Betrug.

Solider ging es dann 1930 bei einem Flugtag zu, der damals vom Sportverein Jahn Werdohl und der Flugzeug-Baufirma Raab-Katzenstein, oberhalb des Gutes Neuenhof am damaligen „Höhenweg“ veranstaltet wurde. Wer diese „schräge Wiese“ heute sieht hält es für unmöglich, dass dort Motormaschinen landen könnten. Sie konnten, ich bin selbst Zeuge, denn an der Hand meines Vaters habe ich dieses Ereignis im Herbst 1930 als Achtjähriger miterlebt. Die Werdohler waren zu Tausenden gekommen und erlebten erstmals Fallschirmabsprünge. Ich erlebte den ersten Flugzeugschlepp meines Lebens. Ein Primitiv-Gleiter wurde im Schlepp bis in die Anflug-Position geschleppt, der Pilot klinkte aus und nach einem Sturzflug von noch keiner Minute landete er vor den staunenden Zuschauern. Ja, es gab Werdohler, die so verrückt waren und mit den Doppeldeckern mitflogen. Die Namen dieser “Helden“ standen am nächsten Tag im "Süderländer". Eine gelungene Veranstaltung immerhin war's schon.

Pilla erinnert sich: Wir bauen eine Baby II

Verein-Urgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.
 
Ein besseres Flugzeug mußte her, besser jedenfalls als die Gleiter, die wir im „Depot“ hatten. Wenn es nicht anders geht, bauen wir es selbst.

Gesagt, getan: Der Bauplaan für ein Baby II war schnell beschafft in der Ütterlingser Werkstatt eine Helling für den Rumpf gebaut und dann ging's los, im Winter 1936/37. Geleimt wurde mit dem damals üblichen Kaltleim. Damit der ausreichend abbinden konnte wurde der Kanonenofen in der Werkstatt mit Abfallholz gefüttert, das würde schon reichen, meinten wir.
Im Frühjahr nahte das Geschick in der Gestalt des staatlichen Bauprüfers. Der setzte sein Prüfmesser unter die Verleimung der Traglächennase, die sprang mit hörbarem Knall von den Spieren darunter ab und so ging's mit allen Verleimungen. Der Kanonenofen hatte nicht gereicht, das sagte uns der Mann der hieß auch noch Hammel. Schlauer geworden und reuemütig dazu schickten wir unseren „lebenden Leichnam“ zur Werkstatt der Gebrüder Horten die damals in Köln schon die später berühmten schwanzlosen Segelflugzeuge bauten.

Auch der „Transport“ des reparierten Babys nach Werdohl verlief dramatisch. Natürlich sollte das im F-Schlapp nach Werdohl geschleppt werden und anläßlich eines Flugtages mit Freiballons – das Gas  stiftete Fa. Brüninghaus – mit Modellen usw im Wintersohl neben dem Sportplatz landen. Am Flugtag herrschte stark böiges Rückseitenwetter. Der Schleppilot verfranzte sich hoffnungslos mit seiner Klemm 25 und Hans Fröhlich hing hilflos hinten dran. Nach über einer Stunde Flugzeit sah Hans Fröhlich neben sich den Umriß der Fürwigge-Talsperre. Da der Klamm-Artist ihn inzwischen auf 1400 m Höhe gezerrt hatte, klinte er sich, nach dem Motto “Das muß doch reichen!“ einfach aus. Es reichte nur knapp in 100m Höhe erschien unser Baby über den nach Tausenden zählenden Zuschauern. Die Landekurve wurde zum fliegerischen Abenteuer um ein Haar wäre unser repariertes Baby fast zum Schrotthaufen geworeden. Er landete mit Höchstfahrt wegen des Sturmes auf dem Wintersohler Acker, neben dem Sportplatz. Ein Bruch wäre der Unglücke zuviel gewesen, denn, einer der Ballone war bei Brilon an der Wand eines Steinbruchs gelandet, ein Beinbruch und eine Augenverletzung bei den Passagieren.
Nein, ein Erfolg war unser erster Flugtag nicht...
Grunau Baby
(Image Source: www.wikipedia.de - Beispielbild einer Grunau Baby III)

IKARUS

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Flugplatz-Restaurant Ikarus

Öffnungszeiten:
Mittwochs bis Sonntags
17.00 - 22.00 Uhr

Am Flugplatz 1, 58809 Neuenrade

0173 7011731

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