Pilla erinnert sich: Segel-Nachtflug

Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte.

Als wir unsere Ankunft in Alfons Hahns Klippeneck-Kneipe feiern, geht es hoch her. Durch eine Flügeltür getrennt feiern die Leonberger recht brav und stumm ihren Abschied. Als unsere Lach-Salven zu ihnen herüberdröhnen, fragen sie höflich „Derfet mer bei Euch mitfeire?“
Sie durften, denn ihr Fluglehrer war kein Geringerer als der Deutsche Kunstflug-Meister Ernst Falderbaum. Meinen ehemaligen Staffeloffizier aus Kriegszeiten, Fritz König, traf ich zun meiner größten Freude bei diesem „Haufen“ wieder. Draußen tobte ein wilder Südwestwind und die Frage „können von Klückwitz und ich mit Eurer MÜ13E einen Nachtflug machen?" überraschte da kaum noch und „voll des süßen Weines“ sagten wir ja. Dir Winde wurde rausgeholt, die MÜ ebenfalls an den Start gestellt. Zwei sehr lichtstarke Wehrmacht-Signallampen aus Krigszeiten waren plötzlich irgendwie da. Falderbaum und Baron von Klückwitz – ein Förderer der Leonberger – stiegen in die MÜ13 während unser Fluglehrer, Hans Fröhlich – voll, wie eine Haubitze – Falderbaum – der grinste nur - Fluganweisungen gab, wie er das gewohnt war. Der Start wurde mit den Signallampen eingewunken die gleich danach in 4 km Abstand am Hang als Wendemerken dienten und die MÜ rauschte, wie der Drachen Fafner in einer Wagneroper in die Nacht. Wir hattem vier Autos an der Landebahn aufgestellt, die mit Abblendlicht die Bahn erleuchteten. Jedes Mal wenn die MÜ über unserem Wendepunkt wie ein grauzer Schemen kreiste, blinkte Falderbaum das vereinbarte Zeichen drei mal kurz d.h. An Bord noch alles ok. Nach einer knappen Stunde wendete er zwar, blinkte aber nicht mehr und unsere Sorge war groß, was würde geschehen, wenn er unter die Hangkante „absaufen“ würde. Während wir uns noch sorgenvolle Gedanken machen tönen auf einmal die Hupen unserer Landeebahn-Autos. Die hatten allerdings nicht ihre Fahrer betätigt, die waren – besoffen – alle eingeschlafen. Falderbaum war's der, glücklich gelandet die Hupe betätigt hatte. Der erste – und auch wohl der letzte Nacht-Segelflug in Deutschland war gelungen.

MÜ13E Bergfalke

(Bildquelle: WikiPedia Commons - Autor: JakobPeterThomsen)

Pilla erinnert sich: Unmögliche Arbeitsleistungen 1952

Vereinsurgestein Pilla erinnert sich an die Anfänge der Vereinsgeschichte:

Eine Arbeitsleistung, wie im Winter 1952 / 53 von den Vereinsmitgliedern erbracht, wird sich wohl nie wiederholen:

1.) Auf der Schutthalde des Steinbruchs über dem Scherl-Tunnel wurde eine Baracke als neue Werkstatt errichtet.
2.) In dieser Werkstatt wurde nicht nur das „hingerotzte“ Baby III wieder aufgebaut. Zugleich entstanden hier die Tragflächen und die Leitwerke für eine Olympia-Meise, deren Rumpf in der Jugend-Strafanstalt Gütersloh gebaut wurde. Die Meise war damals das einzige sogenannte „Leistungsflugzeug“ in unserer Region.
3.) Zugleich wurde bei den Stahlwerken Brüninghaus unser „gefundener“ Winden-LKW, der sich doch als zu schwach erwiesen hatte, in eine neue Querschleppwinde mit einem 100 PS Horch-Motor umgebaut.
4.) Ein neuer geschweißter Transportwagen für Segelflugzeuge entstand ebenfalls in diesem Marathon-Arbeitseinsatz.
5.) Drei Vereinsmitglieder unter Leitung von Petscho Reith klingelten an den Türen, hinter denen sie vermögende Werdohler und Neuenrader vemuteten, um Geld für den ersten Doppelsitzer unseres Vereins, eine MÜ13E zusammenzubringen. Petscho, dem „Hansdampf in allen Gassen“ gelang dieses Kunststück.

(Symboldbild eines Scheibe/Falke MÜ13E. Quelle: WikiPedia Autor: Bergfalke2)

Pilla erinnert sich: Flucht von Schwerin in die Heimat

Vereinsurgestein Pilla erinnert sich an die Anfänge der Vereinsgeschichte:

Ende April befindet sich – so scheint's – der Rest des immer noch großkotzig Großdeutschland genannten Trümmerhaufens auf der Flucht.
Ich, dessen Nachtflugstaffel in Lüneburg aufgelösst wurde und die ihre schnittige JU 88 G6 dort stehen lassen mußte, ebenfalls in Mitten dieses diffusen Stroms.
Landser und Arbeitsdienstmänner , Marinesoldaten neben unbewachten Kriegsgefangenen und den Elendsgestalten, übel stinkenden da eingepferchten KZ-Häftlingen.
„Weibliches Wehrmachtsgefolge“, verzweifelte da zu spät entlassene weinende „Blitz-Mädchen“, die nicht wissen, wie sie nach Haus kommen sollen.
Als mein Zug, der mich laut Marschbefel „zur Umschulung auf Düsenbomber“ nach Bad Aibling bringen soll, in Berlin eintrifft, ist der Befehlt am 20. April (nebenbei „Führers Geburtstag) am Trümmerhaufen Lehrter Bahnhof in Berlin die Tinte nicht mehr wert, mit der er unterschrieben wurde.
Ich gehöre jetzt zu dem verlorenen Haufen, der keine gültigen Marschpapiere hat und dem man deshalb einen 5-Minuten-Prozess macht, bevor man sie aufhängt. Auf meiner Flucht aus Berlin nordwestwärts sehe ich einige solche an Straßenlaternen mit einem Schild vor dem Bauch „Ich war ein Verräter“ baumeln.

Tage später „lande“ ich im Fußmarsch am Flugplatz in Schwerin.
Dort staune ich darüber, wie viel dort geflogen wird. Verzweifelt versuche ich einen Job als Flugzeugführer zu bekommen. Das neueste Gerücht am Flugplatz besagt nämlich, dass Amis wie Briten deutsche Landser,
die den Elb-Übergang geschafft haben nicht etwa gefangen nahmen, sondern wieder via Schwerin, also den Russen in die Arme treiben würden.
Ein „fliegbarer Untersatz“ erscheint dringend von Nöten.
Doch zu welchem Staffelkapitän ich auch mit meinem Wunsch komme, werde ich angebrüllt: "Hauen Sie ab, ich habe sowieso 4 – 7 'Überzählige' in meinem Haufen!"
Wie ich dennoch an ein Flugzeug komme, gehört zu den lustigsten Erlebnissen aus dem Krieg. Der Flugplatz wird von Streifen Luftwaffe – Waffen-SS bewacht.
Jede Annäherung „Unberufener“ an Flugzeuge wird scharf bewacht. Da komme ich an einem StuKa vorbei, an dem ein Wart die Zündkerzen wechselt.
Da poltert ihm eine aus der Schüssel und er ruft hinterher: “Verdammte Scheiße!" Den unverkennbaren Sauerländer knöpfe ich mir vor und erfahre, er ist aus Rönkhausen.
Nebenan steht eine JU 52 abgeplant. Ich bitte ihn, weil er im Techniker-Overall da nicht auffälllt, die JU zu untersuchen.
Er kommt zurück mit der Botschaft: “Sie hat noch 1200 L Sprit und genug Öl, genug Luft in den Reifen!" Als ich ihm die „Kriegslage“ erklärt habe ist er bereit in der kommenden Nacht mit mir und der JU52 zu starten.
3 Stunden später macht ein britischer Jagdbomber, der die JU mit einer Bombe vor den Mittelmotor aufs Kreuz wirft, alles obsolet. Und trotzdem komme ich an ein Flugzeug. In einer Sandgrube wienert ein Techniker an einer Bücker 181, einer Bestmann, das Mini-Ding trägt tatsächlich Abschussvorrichtungen für den Panzerblitz. Als ich ihn frage von welchem Haufen er denn sei kommt's zurück „vom NSK4".
NSK nie gehört, was ist denn das? "Enuuuu", sächselt er "Nachdschlachtkommando 4". Auf meine Frage, was sie denn da nachts schlachten: "Neenuuu feiiiindlische Panzer“
Auf meine Zusatzfrage, wie viele sie denn schon geschlachtet hätten, sagt er: “Noch ggeeen en äwer heut Nacht fangen mer an!“

Sein Haufen residiere übrigens in der Baracke nebenan. Als ich dort versuche anzuheuern reicht allein mein Bekentnis etwa 1500 Stunden Nachtflug hinter mir zu haben, zu einer „festen Anstellung“.
Das Ende kommt bestürzend schnell. Beim Befehlsempfang Abends erscheint ein unsäglich dicker Oberst, sein Befehl lautet ins eingeschlossene Berlin zu fliegen, auf der Ost-West-Achse zu landen und einen Major Meier abholen. Ich habe mich mit drei „alten Männern“ zusammengesetzt, die an ihren Orden die Tonleiter rauf und runter klimpern können. Wir alten Hasen erklären die jungen Fluglehrer, die über den Befehl begeistert scheinen, für geisteskrank und malen uns den Kursstrich Richtung Heimat in die Karte. Als der Rundfunk Hitlers Tod meldet, drückt mir der Chef eine Dynamo-Taschenlampe in die Hand mit der man Instrumente anleuchten kann. Um 01:30 Uhr starte ich und bin besorgt, dass mir einer der tausend via Elbe flüchtenden Landser in meine Luftschraube laufen könnte.
An der Elbe haben die Tommys den Flusslauf markierende Scheinwerfer senkrecht ausgestellt. Ich tue was sie in einem abgeworfenen Flugblatt „Überläufern“ empfehlen. Positionslichter und Landescheinwerfen anmachen und wackeln. Tatsächlich gehen drei Scheinwerfer aus. Sofort steige ich auf 1700m der kleine Hirth-Motor schnurrt verlässlich seine vorgeschriebenen Touren und ich starre in die Nachtschwärze vor mir und mache mir Sorgen, was denn mit mir geschehen mag.
Links vor mir ragt ein Bergklotz in den Nachthimmel, daneben eine größere Lichtfläche, können nur der Brocken und Braunschweig davor sein. Dann ist der große Lichtfleck rechts voraus Hannover. Dann wieder Finsternis obschon ein Dreivirtel-Mond aufgegangen ist. Da! Unter mir blickt der Weserknick bei Polle (Navigationsmermal aus dem Navi-Unterreicht) nach oben. Dann sind auch die Wasserschleifen unter mir 15 min später keine Rheinschleifen, das ist die Eder-Talsperre und als die erste Dämmerung zartgelb von Osten heraufgrüßt, stehe ich genau vor dem vom Frühnebel umflossenen Kahlen Asten. Mein Eindruck vom Hochsauerland ist furchtbar: Fröndenberg, Altenhundem, Meschede, Finnentrop ihrer Bahnhöfe wegen Trümmerhaufen. Wie wird Werdohl aussehen? Dem haben sie nichts, aber auch garnichts, getan. Ich „stürze“ mit der Bücker ins Hartmecketal. In „meiner Heimat Haus“ öffnet kein Mensch die Fensterläden. Ein zweites Mal wieder nichts, ich lasse die Kleine zur Borghelle herumschwingen, das steht mein Onkel Fritz mit ausgebreiteten Armen auf dem Balkon seines Hauses und ruft (Er hat's mir persönlich erzählt): "Hurahhh sie kommen wieder!"
Dann peile ich die Weide oberhalb der Kneipe "Büthener" an und will dort landen. Das wird schwierig, denn der kleine Motor nimmt, als es nötig wird, kein Gas mehr an und ich hebe die Bücker mit letzter Fahrt über den Stacheldrahtzaun und bummmmmmm! Die Erde hat uns wieder.

Ausgerollt entstieg ich der Bücker, nahm meinen Brustbeutel an mich, in dem ich Speck und Butter gehamstert hatte und ging auf die mir aus meiner Kindheit bekannte Landewiese.
Gleich darauf peitschten zwei Schüsse durch die Morgenstille, dann noch zwei und Erde spritzte vor mir hoch. Ich ging auf die beiden amerikanischen GI's, die mir entgegenkamen, zu.
Die erste Frage “From where do you come?“ War schnell beantwortet: "From northern Germany". "What kind of plane is it you came with, a bomber-plane?" "No a little Trainer-Plane."
Es ging zwischen uns hin und her. Ob ich Waffen an Bord hätte, neeee, keine. Sie seien beide Cowboys from Texas und ich erfuhr, dass die ganze US-Army aus solchen Cowboys bestand, der Job hatte seit Karl May auch in Deutschland ein hohes Rennomee.
Dann entdeckte einer der beiden meine Signalpistole “You still have weapons!"
Ich bestritt das und schob eine ESN7 in das Rohr und schoß auf die unter uns weidenden Kühe.
Heißa, wie die galoppierten!!! Ob sie das denn auch einmal dürften, fragten sie ganz höflich, bitteschön und wir alle hatten einen Mordsspaß als die Kühe und Pferde auf der Weide herumrasten.
Inzwischben fast Freunde geworden lud ich sie zum Keffee ein. Ja um Gottes Willen, wo denn??? Ich zeigte "down in the valley", was einen der beiden zu dem erhellenden Ausruf veranlaßte: "Ohhhhhhhhhhhhhhhhhhhh you would fly to Mama and Papa?"
"That's right!" war meine zutreffende Antwort aber ich sei einmal ihr Gefangener und da müssten sie erst ihren Hauptmann fragen, ob der das erlauben würde. Der erlaubte es leider nicht.

Pilla erinnert sich: Die Küntroper Ketzer

Vereinsurgestein Pilla Hoffmann erinnert sich an die Anfänge unserer Vereinsgeschichte:

„Aller Anfang ist schwer“
Dieses Sprichwort trifft im Kern die Probleme unseres Wiederanfanges.
Freilich, durch Schaden klug geworden, vertrauten wir den Bau unseres neuen Baby III unserem Fluglehrer Hans Fröhlich an. Der hatte ohnehin mit seiner neuen Firma Pleite gemacht, die Werkstatt stand leer, es konnte beginnen und es wurde auch. Zugleich wurde der „gefundene Ford-LKW“ zur Winde umgebaut und ein GU5 Segelflug-Transportwagen ebenfalls. Im Frühjahr 1952 standen das Baby, ein gekaufter SG 38 und die Winde zur großen Tauf-Fete im Garten des Hotels zur Post bereit. Das Baby III wurde vom Bürgermeister auf den Namen des heimischen Zeppelin-Pioniers Karl Berg, der Gleiter Stadt Werdohl getauft, es konnte losgehen, denn mit den Küntroper Bauern hatten wir einen vorläufigen Pachtvertrag über ein Fluggelände unterhalb der früheren Kuschert vereinbart. Ob alle damaligen 149 Mitglieder!!!!! auf der Matte standen weiß ich nicht mehr. Wohl erinnere ich mich, dass ein Mords-Gedränge auf einen Start herrschte. Der Überprüfungsstart wurde auf dem offenen SG 38 im Hochstart absolviert. Was in einem offenen Gleiter offiziell verboten war. Da wir noch keine Anschnallgurte für das Baby III besaßen, hatten wir uns mit einer Pflugleine eines Bauern nicht angeschnallt, aber angebunden. Unsere Start-Euphorie bescherte uns die erste Panne, als wir fröhlich über der Küntroper Fronleichnamsprozession herumkurvten was zur Folge hatte, dass selbst fromme Küntroper nicht zur Monstranz sondern zum Baby bei seinen Steilkurven schauten, hatten wir „Ketzer“ abends die Kündigung fürs neue Gelände auf dem Tisch.

Pilla erinnert sich: Die Winde ist da, aber noch keine Flugzeuge

Vereinsurgestein Pilla erzählt aus unserer Vereinsgeschichte...

Nur, woher das „liebe Geld“ nehmen, wenn nicht stehlen? Da kam uns ein einleuchtender Gedanke. Die Militärkapelle der ehemaligen Garnison Paderborn, die als Wehrmachts-Kapelle in Südwestfalen (auch in Werdohl) Konzerte gegeben hatte, tingelte in den frühen 50ern als „Paderborner Husaren“ durch die Lande, also auch durchs Sauerland. Unsere Bitte um einen Auftritt im Hotel zur Post wurde erhört. Die Ex-Militärs hauten im Hotel zur Post auf die Pauke, es wurde ein Riesenerfolg und wir hatten das erste Geld für einen Start in die Flugsaison in der Tasche. Ein Abenteuer wurde die Beschaffung der ersten Winde. Da lag seit dem Kriegsende ein Ford-LKW in einem Steinbruch an der B236. Der schien uns noch gut erhalten und außerdem hatte der einen 90 PS Benzinmotor. In Deutschland gab es damels keinen Automotor über 100 PS, 90 würden es auch tun. Gedacht, getan, wir „holen den LKW einfach ab“ - sprach da einer von Klauen? Dessen Motor hatten wir wieder fahrfähig gemacht, unsere „Fachleute“ legten im Kardangetriebe des LKW eine Seite still und so wurde das Stahlseil das wir persönlich aus der Seilwirkerei im Ihmerter Tal abgeholt hatten in das Felgenbett des rechten Hinterrades, das aufgebockt so frei drehend, das Seil aufnahm das neben dem LKW hergeleitet wurde. Das Gerät war da, jetzt fehlten nur noch die Flugzeuge.

IKARUS

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Flugplatz-Restaurant Ikarus

Öffnungszeiten:
Mittwochs bis Sonntags
17.00 - 22.00 Uhr

Am Flugplatz 1, 58809 Neuenrade

0173 7011731

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